Freitag, 13. Oktober 2006

Müsli-Mensch Kreislauf

Ich stehe um acht Uhr dreißig auf. Ich schlafe über einem Dachfenster, welches ich Nachts ein wenig offenstehen lasse, um einem Windzug Einzug in mein Zimmer zu verschaffen. Der Wecker klingelt, ich schalte ihn aus und bemerke ein paar sanfte Regentropfen mein Gesicht berühren. So bleibe ich wenige Minuten liegen. Ich schliesse das Fenster, da ich zuvor beschloss ein wenig in dem zu meiner rechten, auf einer Audiobox liegenden Buch weiterzulesen. Ich lese in 35 Minuten ein Kapitel und ziehe mich hiernach an. ich gehe ins Bad, uriniere, wasche Gesicht und Hände. Keine Rasur, keine Dusche - ja, ich halte das für erwähnenswert. Meine Reise verschlägt mich weiter in die Küche, in der ich allmorgendlich zuerst zwei bis dreimal umherlaufe bevor ich auch nur einen kleinen, klaren Gedanken fassen kann. Wohl eher Gewohnheit als wirkliches Unvermögen. ich wasche einen Apfel, schneide ihn in Würfel, nehme eine Banane, schneide sie so gut es mir gelingt in Würfel, nehme etwas Naturjoghurt aus dem Kühlschrank und Haferflocken aus einem Regal. Das alles vermenge ich in einer Ikeaschüssel miteinander, zuckere es und esse. Dazu Kaffee.

Ich fühle mich heute nicht als Individuum, sondern mehr wie ein Löffel meines Frühstücks. Ich fühle mich nicht einmal als spezifischer Apfel- oder Bananenwürfel, auch nicht als Zuckerkristall, nein, einfach als ein klebrig weißes Gemisch aus beliebig ausgewählten Zutaten. Ich bin ein halber Mund voll Müsli, der nicht einmal besonders schmeckt. Ich komme aus einer Ikeaschüssel, verliebe mich in einen Mund und ein zartes Lippenpaar, halte mich in ihm auf, werde gefressen und lande im kalten Wasser, irgendwann. Wer kennt das nicht?

Das ist nicht im Entferntesten individuell. Es ist 11:00 Uhr.

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