Vielleicht aufziehen
Ein winzig schmaler Weg der von einer Wohnsiedlung zu einer anderen führte. Eine fünfzehn Meter lange Verbindung zwischen zwei Strassen, machte aus Richard Wagner, Theodor Fontane oder umgekehrt, was im Übrigen völlig gleich ist.
Eine Lederleine samt angehängtem Hund fest in den Händen haltend, bewegte ich mich in Richtung Wagner, rechts von mir eine Holzscheune die eher eine Holzgarage ist, links von mir der Garten eines Hauses, welcher durch hohe, grüne Sträucher und noch höhere, dafür nicht ganz so grüne Tannen verdeckt wird. Beinahe völlig sichtgeschützt fiel er mir erstrecht ins Auge. Die Nacht war verhältnismäßig hell. Der Vollmond schien zu schreien, so breit beleuchtete er offene Wege, Bäume und Teer. Doch seine Schreie drangen nicht durch das schirmende Dickicht der linksseitigen Holzgarage und die rechtsseitigen Tannen, wodurch dieser Pfad, so konnte man einige Augenblick lang denken, der einzig nicht Erleuchtete zu sein schien. Anstelle von klaren Konturen und einzelnen Tannennadeln, waren nur vage Silhouetten zu erkennen, Umrisse die eben so deutlich, bzw. undeutlich zu erschließen waren, das man zwar auf eine Tanne, oder einen Strauch schließen konnte, nicht aber irgendwelche Aussagen zu Dichte oder Größe der Blätter hätte machen können.
Allein eine Lücke besaß dieser Sichtschutz dieses dunklen Gartens. Der Strauch, der zuvor keine Sicht in das innere des Gartens ermöglichte, war an dieser Stelle beschnitten und barg dadurch eine gewisse Gefahr, die Ungestörtheit der Hausbesitzer betreffend. Wie ein Biertrunkener Insasse einer Kneipe, der einem Wildfremden nüchternen Idioten Details und Geheimnisse seines Lebens erzählt, wozu er im Normalzustand niemals in der Lage gewesen wäre, sei es aus Feigheit, sei es aus Vernunft, so lag nun ein offenes Stück Rasen und eine Terrasse mitsamt großen, verglasten Hausfensterscheiben vor mir. Mich interessierte nun mehr weniger das Aussehen des Gartens, als der Einblick in das häusliche Leben eines sich in vermeintlicher Sicherheit wiegenden Hauses. Keine Rollläden vor den zwei riesigen Fenstern, sah ich in ein Wohnzimmer in dem ein Fernseher lief und ein alter Mann auf einem Sofa saß. Der Raum war hell erleuchtet und ich spionierte in hütender Dunkelheit und genügendem Abstand. Ganz so wie ein Film, jedoch lebendig.
Der einsame Protagonist dieser Szene schaute Fern, ohne jegliche Emotion auf dem Gesicht zu zeigen. Vielleicht stand ich nur zu weit entfernt um Genaueres zu erkennen, vielleicht konnte ich kein Gefühl in seiner Miene erfassen, da ich keines erfassen wollte, oder vielleicht begriff ich die gesamte Situation völlig korrekt und zweifele nun zu Unrecht, doch sei es drum, denn das Bild im Kopf bleibt: - Seine Gestalt ließ mich unweigerlich an einen verwitweten Rentner denken, der Tag ein, Tag aus auf seinem Sofa sein Leben fristet, die Tagesthemen sieht, danach einen Krimi, während welchem er langsam seine Müdigkeit zu spüren beginnt und gegen Ende, gerade wenn der Fall aufgelöst daliegt und der Mörder kurz vor der Überführung steht, einzunicken beginnt. Es mag sein das er in einen relativ wachen Schlaf verfällt und anfängt von seiner verstorbenen Frau zu träumen, als ein Schuss fällt und er aus seinen Erinnerungen gerissen wird. Gleichgültig betrachtet er sein Aufwachen und das Verschwimmen der gesehenen Bilder seiner Frau, da er diesen Ablauf schon kennt und gewissermaßen sogar erwartete.-
Meine Einbildungen fanden ein jähes Ende, in dem Moment in dem eine alte Frau das Wohnzimmer betrat. Offensichtlich seine recht lebendige Frau. Sie bewegte sich langsam aber zielstrebig, stierte wortlos auf den Boden vor sich und würdigte ihren Mann keines Blickes. Sie nahm auf einem Sessel neben dem Gatten Platz und eine Zeitschrift zur Hand. Nun stierte sie nicht mehr auf den Boden vor sich, sondern auf die Zeitschrift vor ihren Augen. Möglicherweise war ihr Gatte schwerhörig, jedenfalls schien er das Eintreten seiner Gattin nicht bemerkt zu haben. Möglicherweise war ihm gleich, das sie eintrat.
Zwei Menschen denen die Kraft fehlte einander zu bemerken, geschweige denn zu mögen. Die Ohren zu schlecht um das Ticken der großen Wanduhr hinter Sofa und Sessel, gegenüber des Fernsehers zu hören. Vielleicht ist sie stehen geblieben. Schon seit fünf, zehn oder zwanzig Jahren.
Der Hund hatte aufgehört an den Zaun und den Strauch des Gartens zu urinieren und wollte, dies machte er mir durch Jaulen und Ziehen bemerkbar, weiter in Richtung Zuhause, sich seinem Zwinger und dem Abendessen nähern. Das konnte ich hören.
Eine Lederleine samt angehängtem Hund fest in den Händen haltend, bewegte ich mich in Richtung Wagner, rechts von mir eine Holzscheune die eher eine Holzgarage ist, links von mir der Garten eines Hauses, welcher durch hohe, grüne Sträucher und noch höhere, dafür nicht ganz so grüne Tannen verdeckt wird. Beinahe völlig sichtgeschützt fiel er mir erstrecht ins Auge. Die Nacht war verhältnismäßig hell. Der Vollmond schien zu schreien, so breit beleuchtete er offene Wege, Bäume und Teer. Doch seine Schreie drangen nicht durch das schirmende Dickicht der linksseitigen Holzgarage und die rechtsseitigen Tannen, wodurch dieser Pfad, so konnte man einige Augenblick lang denken, der einzig nicht Erleuchtete zu sein schien. Anstelle von klaren Konturen und einzelnen Tannennadeln, waren nur vage Silhouetten zu erkennen, Umrisse die eben so deutlich, bzw. undeutlich zu erschließen waren, das man zwar auf eine Tanne, oder einen Strauch schließen konnte, nicht aber irgendwelche Aussagen zu Dichte oder Größe der Blätter hätte machen können.
Allein eine Lücke besaß dieser Sichtschutz dieses dunklen Gartens. Der Strauch, der zuvor keine Sicht in das innere des Gartens ermöglichte, war an dieser Stelle beschnitten und barg dadurch eine gewisse Gefahr, die Ungestörtheit der Hausbesitzer betreffend. Wie ein Biertrunkener Insasse einer Kneipe, der einem Wildfremden nüchternen Idioten Details und Geheimnisse seines Lebens erzählt, wozu er im Normalzustand niemals in der Lage gewesen wäre, sei es aus Feigheit, sei es aus Vernunft, so lag nun ein offenes Stück Rasen und eine Terrasse mitsamt großen, verglasten Hausfensterscheiben vor mir. Mich interessierte nun mehr weniger das Aussehen des Gartens, als der Einblick in das häusliche Leben eines sich in vermeintlicher Sicherheit wiegenden Hauses. Keine Rollläden vor den zwei riesigen Fenstern, sah ich in ein Wohnzimmer in dem ein Fernseher lief und ein alter Mann auf einem Sofa saß. Der Raum war hell erleuchtet und ich spionierte in hütender Dunkelheit und genügendem Abstand. Ganz so wie ein Film, jedoch lebendig.
Der einsame Protagonist dieser Szene schaute Fern, ohne jegliche Emotion auf dem Gesicht zu zeigen. Vielleicht stand ich nur zu weit entfernt um Genaueres zu erkennen, vielleicht konnte ich kein Gefühl in seiner Miene erfassen, da ich keines erfassen wollte, oder vielleicht begriff ich die gesamte Situation völlig korrekt und zweifele nun zu Unrecht, doch sei es drum, denn das Bild im Kopf bleibt: - Seine Gestalt ließ mich unweigerlich an einen verwitweten Rentner denken, der Tag ein, Tag aus auf seinem Sofa sein Leben fristet, die Tagesthemen sieht, danach einen Krimi, während welchem er langsam seine Müdigkeit zu spüren beginnt und gegen Ende, gerade wenn der Fall aufgelöst daliegt und der Mörder kurz vor der Überführung steht, einzunicken beginnt. Es mag sein das er in einen relativ wachen Schlaf verfällt und anfängt von seiner verstorbenen Frau zu träumen, als ein Schuss fällt und er aus seinen Erinnerungen gerissen wird. Gleichgültig betrachtet er sein Aufwachen und das Verschwimmen der gesehenen Bilder seiner Frau, da er diesen Ablauf schon kennt und gewissermaßen sogar erwartete.-
Meine Einbildungen fanden ein jähes Ende, in dem Moment in dem eine alte Frau das Wohnzimmer betrat. Offensichtlich seine recht lebendige Frau. Sie bewegte sich langsam aber zielstrebig, stierte wortlos auf den Boden vor sich und würdigte ihren Mann keines Blickes. Sie nahm auf einem Sessel neben dem Gatten Platz und eine Zeitschrift zur Hand. Nun stierte sie nicht mehr auf den Boden vor sich, sondern auf die Zeitschrift vor ihren Augen. Möglicherweise war ihr Gatte schwerhörig, jedenfalls schien er das Eintreten seiner Gattin nicht bemerkt zu haben. Möglicherweise war ihm gleich, das sie eintrat.
Zwei Menschen denen die Kraft fehlte einander zu bemerken, geschweige denn zu mögen. Die Ohren zu schlecht um das Ticken der großen Wanduhr hinter Sofa und Sessel, gegenüber des Fernsehers zu hören. Vielleicht ist sie stehen geblieben. Schon seit fünf, zehn oder zwanzig Jahren.
Der Hund hatte aufgehört an den Zaun und den Strauch des Gartens zu urinieren und wollte, dies machte er mir durch Jaulen und Ziehen bemerkbar, weiter in Richtung Zuhause, sich seinem Zwinger und dem Abendessen nähern. Das konnte ich hören.
Fountain - 2. Dez, 21:31