Dienstag, 10. Oktober 2006

Folgen Der Nacht

Heute bin ich zum ersten Mal illegalerweise, mit zu viel Promille im Blut Auto gefahren. Und ich habe nicht einmal meinen Führerschein. Zu viel billiger mazedonischer Rotwein in meinem Blut.

Es war ca. fünf nach neun und mein Bruder kam in mein Zimmer, um mich zu wecken. Das Licht brannte, wie so oft wenn man sich unter Drogeneinfluss schlafen legte. Ich glaube das mein gesamtes Zimmer eindeutige Spuren trug, nein, ganz sicher war es überschwemmt mit Beweisen. Nicht einmal meine Jacke hatte ich an der Garderobe abgelegt, sondern sie erst in meinem Zimmer ausgezogen, so lagmeine gesamte gestrige Garderobe auf einem großen Haufen, inmitten meines Zimmers. Da meine Jacke ziemlich weit oben auf diesem Haufen lag schätze ich das ich sie wirklich zu spät auszog. Viel zu spät. Wie erbärmlich ist schliesslich das Bild eines Betrunkenen 20-jährigen, der unterhalb seines Beckens nur noch Unterwäsche trägt, dafür allerdings oben herum noch eine dunkelbraune Kunstlederjacke trägt? Jedenfalls weckte mein Bruder mich, um mir zu sagen das an der Türe mein Fahrschullehrer stände, was mich unpassenderweise nicht beunruhigte. Ich fasste den eben schon erwähnten Klamottenhaufen mit einem festen Griff von oben und unten, um ihn auf die andere Seite zu hiefen, denn wo lag natürlich meine Jeans? Zu weit unten. Ich zog mich schnell an, bemerkte die Treppenstufen herunterlaufend meine Kopfschmerzen und gleichsam die ganze Tragweite dieser absoluten Scheisssituation. Im Bad angelangt betrachtete ich meine zu roten Augen und beschloss bereits jetzt mein voraussichtlich schlechtes Fahren auf das Verschlafen zu schieben. "Ach Mist, gerad erst aufgestanden..." Eine Hand voll Wasser schlug ich mir ins Gesicht, einen im Nachhinein zu kleinen Spritzer Deo spritzte ich mir unter die Achseln und die Augen weit öffnend - ich neige dazu die Augen vor dem Spiegel weit zu öffnen, um mir selbst Dinge zu sagen wie "das ist nicht gut", wahrscheinlich um mir selbst ein schlechtes Gewissen zu machen, damit sich ähnliche Situationen nicht mehr wiederholen - fuhr ich mir durch die Haare. Auf den nächsten vierzehn Treppenstufen, bemerkte ich neben den Kopfschmerzen ein geringes Schwindelgefühl. Wäre vor mir ein Spiegel gewesen, hätte ich höchstwahrscheinlich wieder die Augen weit geöffnet. Ich ging die Küche und nahm mir gleich zwei Bonbons die ich mir in den Mund steckte, da ich dachte mein schlechter Mundgeruch sei in einem kleinen Fahrschulauto das wohl offensichtlichste Merkmal von eigentlicher Fahruntüchtigkeit (Alles andere wollte ich ja auf ein Noch-Ganz-Verschlafen-Sein schieben). Ich stieg in das Auto und versuchte entschuldigend zu schmunzeln, meinen rechten Mundwinkel in Richtung meines rechten Ohres neigend. Ich war darauf gespannt ob ich bereits wieder normal reden konnte [The heart feels free/ Dear God Please Help Me...]: "Den Wecker ausgemacht und wieder eingenickt", noch immer den rechten Mundwinkel im Ohr versteckend. Jedenfalls hatte der Fahrlehrer diese Stunde wohl als eine der Letzten erdacht, da ich eigentlich auf die Prüfung hinreichend vorbereitet war. Mein Fahren war zu nervös, mein Kopf bewegte sich zu langsam um mit Eleganz einen Schulterblich hinzulegen und zwischendurch verlor ich die Kontrolle über meine Augen ("Murmeln", wie mein Fahrschullehrer sie zu nennen pflegt), was meint das ich ca. zwei bis drei Sekunden alles verschwommen sah, da ich, teils aus Müdigkeit, teils aus Katergründen, die Gabe des Fokussierens, des Akkomodierens nicht mein Eigen nennen konnte.

Nun habe ich Donnerstag wieder eine Fahrstunde und mache ein paar Tage später meine Fahrprüfung. Ich habe keine Ahnung wie teuer eine Fahrstunde ist, aber vom Hörensagen her tippe ich auf dreissig bis vierzig Euro. Eine verdammt teure Nacht gestern. Was ich gelernt habe ist - das weiß ich schon jetzt - eigentlich zu banal, stumpfsinnig um Erwähnung zu finden: Ich hätte nicht am Wein sparen sollen. Welch ewrbärmliche Pointe.

Sonntag, 8. Oktober 2006

Ein Detail Von Allem

Vielen Dank für alles.
Auch für die größte Stunde eines Lebens.
Zu zweit auf einem Sofa für drei;
Ein halbes Jahr keinen Besuch

Denn ein halbes Jahr gesucht
und heute gefunden; errungen
Die 4000 Stunden davor
dagegen, nicht 2 Sekunden wert.

_______________________________________________________

Die Fülle dieser Stunde war ein Jahr
Und das Halbe davor nicht mehr da.
'Alles' ist nicht wirklich 'viel'.
Nur ein Detail eines Lebens.

Nur ein Auszug daraus, eine feine Essenz.
Nur der Balsam eines Herzens,
Nur ein Tee auf dem Tisch,
Nur Tränen auf deinem T-Shirt an mir.

________________________________________________________

'Alles' ist nie wirklich 'Viel'.
Nur ein Detail eines Menschen,
und der Rest ist Fiktion.
Und der Rest ist Fiktion.

'Alles' ist nie wirklich 'Viel'.
Nur ein Deatil eines Menschen,
und der Rest ist Fiktion.
Man weiß schon vorher was man liebt nur noch nicht wen.

________________________________________________________

Das Häufchen Seligkeit, das Häufchen Wohl
In kleinste Stückchen zerteilt und verteilt in der Sadt.
Sodass ich an jeder Ecke, an jedem Pol
Eine kleine Erinnerung, ein feines "Fast-Nichts" hab'.

Samstag, 16. September 2006

...

Verbringe die nächste Woche in Edinburgh.

Freitag, 15. September 2006

(Kein Titel)

Also fuhr ich heute im Bus Richtung Zuhause und nachdem sich ein halber Freund, nein, sogar eher ein halber Bekannter neben mich setzte, musste ich mein Buch am Abschnittsende zuschlagen und zurück in meinen Leinenbeutel legen. Ich hasse so etwas einfach. Jeder Mensch in meiner Umgebung sollte einen riesigen Kolben im Gesicht, eine immense Nase besitzen, um erriechen zu können ob ich nun Gesellschaft brauche oder nicht, ob ich Trost brauche, bunburysieren will, oder was auch immer.
Jedenfalls war es einer dieser - doch sehr unbekannten, weit entfernten - Bekannten, die es unschön fänden, enstehe eine längere Pause des Schweigens. Ensteht diese nun wirklich, fangen sie an nervös auf irgendwelchen Gegenständen oder Körperteilen herumzuhämmern, oder nervös zu summen, in der Gegend herumzustarren, manchmal sogar darüber zu reden wie fabelhaft die Rückkehr des Sommers doch ist ("Nein.").
Jedenfalls schien er irgendwann anhand meines penetranten Aus-Dem-Fenster-Starrens gemerkt zu haben, dass ich an einer Konversation mit ihm nicht interessiert war. Ich hatte ihn also passiv ruhig gestellt. (Vielleicht war ich in dem Moment sogar ein wenig Stolz auf mich, aber warum auch nicht. Eventuell war es auch nur die rückkehrende Ruhe die mir ein gewisses Wohlbefinden einhauchte)

Diese Ruhe - ich hatte sie mir ja meiner Meinung nach durchaus verdient - hielt allerdings nicht allzu lange an. An der nächsten Bushaltestelle stiegen grobgeschätzt 30 Dritt- bis Viertklässler ein. Es wurde geschrien (nach Lehrerin und Freunden), gespielt (Schnick-Schnack-Schnuck, jedoch die illegale Version mit dem "Brunnen") und herumgelaufen. Nur Eines schienen diese tönenden Sirenen nicht zu können. Schweigen. Da war er also wieder, der Unmut.

Die restlichen 20 Minuten gingen so von statten wie man es sich wahrscheinlich vorstellt. Das Gekreische der Kinder, Die Ermahnungen der Lehrerin, das Über-Die-Kinderchen-Schmunzeln meines mir beinahe völlig unbekannten und fremden Sitznachbarn und mein Aus-Dem-Fenster-Schauen. (Eventuell war dieses Aus-Dem-Fenster-Schauen ein Akt des Kräfte sammelns)

Beim Aussteigen musste ich ein Kind darauf aufmerksam machen, mich doch bitte durchzulassen, da ich an dieser Haltestelle raus müsse. "Tschüss Thomas, auf bald", sagte ich also. (Den Namen hatte irgendwer herumgebellt, wobei ich natürlich, der Genauigkeit halber, nicht weiß ob dieser Herr wirklich mit "H" geschrieben wird. Die Möglichkeit das seine Eltern nicht aus Deutschland kommen besteht ja schliesslich). Meiner Meinung nach angsterfüllt, erwiderte er "Woher kennst du meinen Namen?", worauf ich antwortete, dass man das doch sehe.

Die Vorstellung das Herr T(h)omas üble Alpträume bekommt - mir diese sogar genaus auszumalen-, machte für mich die Tatsache wett, dass ich meine Ruhe nicht bekommen hatte und beseitigte mein schlechtes Gewissen. Ich bin ein schrecklicher Egoist. Jedoch mit vollem Bewußtsein.

Montag, 11. September 2006

Diese Wortgewalt!

"Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich."

- Gottfried Benn -

(Kein Titel)

Habe mich letztens dabei erwischt folgendes zu denken:

"Nicht jeder kann sich so glücklich schätzen, den Holocaust, den 11ten September oder etwaige andere "Katastrophen" miterlebt zu haben, nun ein autobiografisches Buch über die Erlebnisse zu schreiben und sein Geld damit zu verdienen."

Ganz objektiv ist das einfach zu 100% arschig. Subjektiv finde ich es amüsant oder passend, wüsste nur gerne warum?

Mittwoch, 6. September 2006

Momentaufnahmen

Das Leben besteht aus Momentaufnahmen, und wird dies auch weiterhin tun. Keine große Erkenntnis oder nichts wirklich Neues, aber heute gilt es, mir das bewusst zu machen. Da ist kein gleich bleibender, eine Richtung angebender Tenor und auch kein stagnierendes Metronom. Eine jahrelange Aneinanderreihung von Momentaufnahmen:
Teilweise scheint eine Periode zu laufen, teilweise nicht, mal ist man erfolgreich unglücklich, mal unbewusst glücklich. Und an manchen Tagen ist der eine Zustand der Passende, an anderen nicht. Seine eigene Persönlichkeit gibt keine allgemeingültige Lösung vor. Rein mathematisch betrachtet, ist die Chance eines Übereinkommens der Bedürfnisse eines Tages und den Gegebenheiten eines Tages geringer, als die Nicht-Übereinkunft dieser. Denn umso mehr stetig wechselnde Bedürfnisse und beständig sich ändernde Gegebenheiten existieren, desto geringer wird die Chance des Überschneidens.

Was völlig okay ist, denn wer will schon vier Millionen Abzüge desselben Bildes?

Montag, 4. September 2006

Aphorismen (3)

Den größten Sinn macht es nicht über Sinn nachzusinnen. Sinn spinnt, Sinn ist nicht drin, nicht da.

Sonntag, 3. September 2006

Soziales

Irgendetwas läuft im Moment mächtig schief und ich wüsste nur zu gerne was es ist. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass ich vollkommen durchdrehen könnte, sogar in allzu absehbarer Zeit.

Ich war es gewohnt durchaus Spaß an Sozialem zu finden, daran mich mit halben guten Freunden, mit beinahe Fremden, mit Familienangehörigen, oder mit wahrhaft gut Vertrauten zu unterhalten. Empfindungen wie Spannung, überraschter Neugierde oder gar von Euphorie belauerten mich, spionierten meinen Charakter in Form von Unterhaltungen aus. Es ging nicht einmal darum ein tiefgründiges Gespräch zu führen, denn wie fließend sind sämtliche Übergänge schon von jeher, besonders jedoch was die Ansicht von „Nützlichkeit“ oder „Effektivität“ innerhalb einzelner Fetzen und Themen eines Dialoges angeht? Es drehte sich, so schätze ich dies im Nachhinein ein, um Ablenkung, einfältige Beliebtheit und Zerstreuung, ohne diese Tatsache verurteilen zu wollen. Ich fühle mich nicht in der Lage auch nur den geringsten Tatbestand beurteilen zu können, denn wie fließend sind sämtliche Übergänge…

Was sich verändert hat ist, dass sich desto länger man gelebt hat, Zerstreuungen und Themen mehr und mehr wiederholen. Simple Langeweile. Hatte man denn das nicht alles schon?

Und da man das Alles schon hatte, weiß man auch dass es in zwei Wochen wieder anders aussehen wird. Wie spannend.

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Nikolai W. Gogol, Fred Ottow
Die toten Seelen.



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Michail J. Lermontow, Günther Stein
Ein Held unserer Zeit.



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Das Schloß



Arthur Schnitzler
Sterben

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"Ich habe meine eigenen Ideen über die Kunst und zwar bestehen sie aus Folgendem: Was die meisten Menschen als fantastisch betrachten, halte ich für das innerste Wesen der Wahrheit. Trockene Beobachtungen alltäglicher Banalitäten betrachte ich schon lange nicht mehr als Realismus - es ist genau das Gegenteil. Ich bin Realist im höheren Sinne es Wortes." - Fjodor M. Dostojewski

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